30 Mai Das schönste Ende der Welt
Ganz schön lässig, die Millionenmetropole am anderen Ende der Welt. Kapstadt verdreht seinen Besuchern mit explodierender Lebensfreude und schickem Lifestyle den Kopf. Die deprimierende Zeit der Apartheid hat die Mother City hinter sich gelassen und neu erfunden.
Wer das wahre Kapstadt kennenlernen möchte, darf sich nicht auf den Reiseführer verlassen, sondern auf sein Herz und seine Sinne. Es sin die Gerüche, die Geräusche, die Farben und natürlich die Menschen, die Kapstadt einen ganz besonderen Charme verleihen. In der Mother City präsentiert sich Südafrika hipp und modern, dabei werden die afrikanischen Wurzeln niemals verleugnet. Sie findet man überall: in der Mode, im Essen, in der Lebenslust. Es ist der ungezwungene Lifestyle, der die Hauptstadt der Provinz Westkap so anziehend macht. Nach dem Beenden der Apartheid vor mehr als 20 Jahren hat sich Cape Town gewandelt, neu erfunden, ohne sich zu verleugnen. „Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich“, besagt ein südafrikanisches Sprichwort.
Genau so wird das hier gehandhabt. Man hat nichts vergessen, aber man wendet sich den schönen Dingen des Lebens zu. Schwarz, weiß, braun, dunkel, hell, christlich, muslimisch oder hinduistisch, das Miteinander in der Rainbow Nation läuft nicht perfekt, aber immer besser. Gerade für junge Kapstädter spielen Hautfarbe und Religion eine untergeordnete Rolle. Die süchtig machende Stadt zwischen Atlantik und Tafelberg mit ihren schönen und coolen Menschen vibriert vor Energie und Kreativität. Sie ist der ideale Nährboden für originelle Geschäftsideen und mutige Visionen, für herausragende Designer und hochbegabte Künstler. Vor allem auf der Long Street, eine der ältesten Straßen der Metropole, zeigt sich das innovative und kreative Gesicht Kapstadts. Tagsüber perfekt W zum Shoppen und Relaxen, verwandelt sich die Straße abends in die angesagteste Party Zone der Stadt. So beautiful. Nicht nur Kapstadt ist schön, die Einwohner sind es auch. Sie lieben lässige, aber niemals nachlässige Outfits. Fashion spielt hier eine große Rolle. Und Besucher werden überrascht sein angesichts der Fülle an fantastischen Boutiquen und toller Mode von aufstrebenden und etablierten Designern. Dazu zählt ohne Frage Michelle Ludek.
Die Südafrikanerin präsentierte ihre femininen Kreationen bereits auf renommierten Fashionshows und erfreut sich in Kapstadt einer großen Fangemeinde. In der Boutique auf der Long Street kann man in herrlich luftig-leichten Kleidern aus fließenden Stoffen schwelgen. Very african ist das Label Lalesso mit seinen leuchtenden Gute-Laune-Looks, inspiriert von ostafrikanischen Khanga-Stoffen. Hinter dem textilen Sinnesrausch stecken Olivia Kennaway und Alice Heusser, die in Kapstadt Mode studierten. Das junge Unternehmen legt größten Wert auf faire Arbeits- und Herstellungsbedingungen. Sehr sexy und dennoch sophisticated präsentieren sich die Looks von Kluk CGDT. Die Designer Malcolm Kluk und Christiaan Gabriel du Toit haben ganz offensichtlich eine Schwäche für das französische Modehaus Givenchy.
Ihre Kollektionen sind international gefragt und werden auch auf den Runways von Paris und New York gezeigt. Die luxuriösen Abendroben und Hochzeitskleider sind ein Traum, allerdings auch nicht ganz billig (47 Bree Street). Stilbewusste Männer lieben die Outfits von Stiaan Louw. Die Kreationen des gutaussehenden Kapstädters, der Kerle auch mal gerne in Röcke steckt, ist nichts für Schüchterne. Traditionelle, kulturelle Elemente gepaart mit grenzüberschreitender Sexualität – das ist aufregend anders, erfordert aber modisches Selbstbewusstsein (Sir Lowry Road, Woodstock 8001). Wenn eine leichte Brise über den Atlantik weht, die Sonne vom stahlblauen Himmel lacht, dann muss man einfach in die City.
Zum Bummeln, Chillen oder Shoppen. Einkaufen in Kapstadt ist ein Erlebnis. Vintage, High Fashion, Accessoires, Schmuck … all das und viel mehr gibt´s hier in Hülle und Fülle. Wer auf der Suche nach exklusiver, afrikanischer Mode ist, wird in Merchants on Long fündig. Der Laden in einem schönen Art Nouveau Bau verkauft viele Labels, die auf den Cape Town Fashion Weeks für Furore sorgen. Den passenden Schmuck zum Outfit gibt es im Laden von Tanya Wheeler. Die südafrikanische Goldschmiedin entwirft und gestaltet elegante Pretiosen, vorzugsweise aus Silber. Ihre Stücke sind wunderschön, originell und erschwinglich. Eine geradezu unwiderstehliche Kombination, die man im Kildare Centre in Newlands bewundern kann.
Kaufrausch in Kapstadt, das geht schneller als man denkt. Vor allem, wenn man im The Cape Quarter in Green Point auf die Pirsch geht. Mode, Deko, Kunst, Kitsch und Kurioses gibt es hier ebenso wie Beauty Items und Souvenirs. Shopping strengt an, erholen kann man sich in einem der exzellenten Restaurants, von denen es im Quarter jede Menge gibt. Ach ja, Essen. Das ist auch ein ganz großes Thema in Kapstadt. Schmeckt nicht, gibt’s hier nicht, die Multikulti-Kulinarik der Metropole erfüllt alle Gourmetträume. Die Südafrikaner essen gerne Fisch, aber sie lieben Fleisch, vor allem, wenn es als saftiges Steak daherkommt. Genau darauf hat sich das Carne SA in der Keerom Street spezialisiert.
Die lebhafte, italienische Location trumpft mit Filet, T-Bone Steak, Rinderlende, Steak vom Rind aus der Hochrippe und Rumpfsteak auf. Wer nichts essen möchte, entspannt an der Bar. Abendliches Chillen macht in Cape Town besonders viel Spaß. Wer dabei einen tollen Blick über die City genießen möchte, ist im Tjing Tjing bestens aufgehoben. Die Bar findet man auf dem Dach eines 200 Jahre alten Gebäudes in der Longmarket Street. Mit viel dunklem Holz und rotem Leder lässt sich die Einrichtung als rustikal- sexy beschreiben. Das hört sich merkwürdig an, sieht aber gut aus. Die Cocktails sind exzellent und originell. Schon mal einen Dawa getrunken? Der leckere Mix aus gecrushtem Eis, Honig, Limonen und Wodka hat es in sich. Doch bevor man sich durch das hochprozentige Angebot arbeitet, sollte man die nicht-flüssigen Leckereien des Tjing Tjing kosten. Tipp: Die Tapas sind legendär.
Wer mehr Auswahl braucht, geht nur die Treppe runter und landet automatisch im Dear Me. Das Restaurant lässt Wünsche wahr werden, zumindest kulinarische. Veganisch, gluten- oder laktosefrei, Chefköchin Vanessa Marx kreiert Gerichte, die ganz individuell auf die Bedürfnisse ihrer Gäste zugeschnitten sind. Leichte Küche garniert mit zeitloser Kunst ist die Spezialität von Jesse und Jamie Friedberg. Die beiden gerade mal 22 Jahre alten Zwillingsschwestern sind die stolzen Besitzer des Skinny Legs & All in der Loop Street. Das schicke Café in der ehemaligen João Ferreira Galerie bietet gesunde Frühstücke und Mittagessen mit regionalen Zutaten an. Das Design ist minimalistisch, so liegt der Fokus auf den Bildern von João Ferreira. Schocoholics werden das Honest Chocolate in der Wale Street lieben. Für die süßen Träume wird ausschließlich ecuadorianischer Kakao verwendet. Das exquisite Naschwerk kommt ganz ohne künstliche Zusätze aus. Was man probieren sollte? Alles – oder zumindest die Bonbontrüffel. Die handgemachten Pralinen mit fester Schokoladenhülle und weichem Kern sind ein Muss. Ein tolles Mitbringsel findet man hier ebenfalls: Der Brotaufstrich made by Honest Chocolate übersteht die zwölftstündige Flugreise nach Hause problemlos und schmeckt himmlisch auf frischem Weißbrot oder Erdbeeren.
Zu einem guten Essen gehört ein vorzüglicher Wein, das steht für einen Kapstädter außer Frage. Wie gut, dass die besten Tropfen aus der Region kommen. Die idyllischen Winelands mit ihren hervorragenden Weingütern sind nur einen Katzensprung von der City entfernt. Vinophile Touristen haben die Qual der Wahl. Was man sich jedoch nicht entgehen lassen sollte, ist das Diemersfontein Wine and Country Estate. Der relativ junge und erfolgreiche Weinproduzent ist vor allem für den exzellenten Chocolate & Coffee Pinotage mit seinem außergewöhnlich markanten Schokoladenaroma berühmt geworden.
Auch in Südafrika ist drink and drive keine gute Idee und da trifft es sich gut, dass man seit diesem Frühjahr mit der „Franschhoek Valley Wine Tram“ die Weinroute von Franschhoeck nach Paarl unbeschwert genießen kann. Die Passagiere reißen in restaurierten Straßenbahnen aus den 1930ern, die an den bekanntesten Weingütern und Restaurants Halt machen. Apropos antike Vehikel: Das Franschhoek Motor Museum in L’Ormarins mit über 300 unterschiedlichen Fahrzeugen ist ein Must-See für alle, die eine Schwäche für Motorisiertes haben. Seinen Urlaub wird man in Kapstadt sicher nicht im Hotelzimmer verbringen, dennoch ist es angenehm, nach einem aufregenden Tag in eine nette Unterkunft zurückzukehren. Und davon gibt es in und um Cape Town reichlich. Ob Luxusherberge oder Hostel, für jeden Geschmack und Gelbeutel findet sich die perfekte Unterkunft. Wer es exklusiv mag, fühlt sich im mondänen Ellerman House bestens aufgehoben.
Das Relais & Châteaux Domizil thront über der spektakulären Bantry Bay und bietet seinen Gästen einen atemberaubenden Ausblick über den Atlantik bis nach Robben Island. Mitten im Großstadtgeschehen und dennoch ruhig liegt das Queen Victoria Hotel, das großen Wert auf eine persönliche Atmosphäre legt. Ein stilvolles Interieur mit viel Marmor, funkelnden Kronleuchtern und eine erlesene Küche machen das elegante Fünf-Sterne- Boutique-Hotel an der V&A Waterfront zu einer begehrten Lodging-Location für anspruchsvolle Traveller. Weniger konventionell, dafür aber liebevoll originell ist das Grand Daddy auf der Long Street. Keine Sorge, das Vier-Sterne-Etablissement ist absolut nicht großväterlich. Schräg ja, aber sicher nicht alt backen. Das flippige Hotel mit der angesagten Daddy-Cool-Bar ist ein Haus für Individualisten mit Camperseele.
Die Gäste wohnen in sieben, auf Hochglanz polierten Airstreams. Die von Künstlern eingerichteten Penthouse-Wohnwagen wurden mit einem Kran auf das Dach des Hauses gehievt. Der Deluxe-Trailerpark ist so erfolgreich, dass die Besitzer Jody Aufrichtig und Nick Ferguson nachlegten. Im beschaulichen Örtchen Elgin, gleich hinter dem malerischen Sir-Lowry-Pass, eröffneten sie ein weiteres Designer-Wohnwagen- Hotel, das Old Mac Daddy. Umgeben von alten Pinien und weiten Feldern lässt es sich in ländlicher Idylle herrlich relaxen. Cape Town hat seinen ganz eigenen Rhythmus, darauf muss man sich einlassen. Viele Kapstädter behaupten mit einem Augenzwinkern, dass ihre Stadt „Mother City“ heißt, weil man auf alles neun Monate warten muss. Mag sein. Aber nirgendwo bereitet das Warten so viel Vergnügen wie hier.
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